Pumpwerk Neukölln

UMNUTZUNG, WOHNEN + ATELIER, BERLIN-NEUKÖLLN
LPH 1-9, 2008, VON NILS WENK UND JAN WIESE

Ein Pumpwerk – das klingt zunächst einmal ein bisschen nach Abwasser – kein Ort, an dem man gerne leben möchte. Und doch war der Umbau des Pumpwerks Neukölln zu einem Atelier- und Wohngebäude der erste Auftrag, bei dem Jan Wiese zeigen konnte, was er will und was er kann. Als sei das alles nicht schon schwierig genug, waren die Bauherren das Künstlerpaar Michael Elmgreen und Inga Dragset, die sich das Pumpwerk als ihr Berlin-Domizil ausgesucht haben. Man kann einfacher beginnen. Aber kaum spektakulärer, denn wie es gelungen ist, bestehende Elemente des Gebäudes zu erhalten und neu zu definieren und gleichzeitig das Neue zu integrieren, lässt einen staunen. Wenn man das Glück hatte, in diesem Pumpwerk zu stehen, begreift man sofort, warum manche Linien gezogen wurden, warum andere Dinge wegfallen mussten – aber vor allem begreift man, dass man sich an einem Ort befindet, an dem mehr als zwei Künstler schöpferisch tätig sind.

Projektteam

NILS WENK
JAN WIESE

AUSZEICHNUNGEN:
HANS SCHAEFERS PREIS 2010
DEUBAU PREIS 2010 (ANERKENNUNG)
HEINZE AWARD 2010 (3. PLATZ)

FOTOS: UDO MEINEL


Klinkerlisenen über hohen Sockeln verleihen der Fassade eine rhytmische Gliederung, dahinter zurückliegende Putzflächen sind durch vertikale Fensterschlitze aufgelöst.

Schnitt durch das Atelier mit der umgebauten, fahrbaren Krananlage
Von dem für Industriebauten typischen Polonceau-Tragwerk aus Stahlprofilen ist die Kassettendecke der Maschinenhalle abgehängt.
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Geschichte
Mit dem Anschluss Rixdorfs an die Berliner Kanalisation wurde 1893 ein Abwasserpumpwerk errichtet. Infolge des immensen Bevölkerungswachstums ab 1900 wurde die Anlage 1925/1926 um die nun umgebaute Maschinenhalle erweitert. 1993 wurde das Pumpwerk durch eine neue Anlage ersetzt und außer Dienst gestellt. 2006 erwarben die Künstler Michael Elmgreen und Ingar Dragset den seither ungenutzten Erweiterungsbau, um ihn zu einem Galerie-, Atelier und Wohngebäude umzubauen. Das Gebäude ist seit 1989 in der Denkmalliste des Landes Berlin eingetragen.

Die Gestalt orientiert sich am zeitgenössischen Industriebau, ist aber durchaus von eigener baukünstlerischer Qualität. Klinkerlisenen über hohen Sockeln verleihen der Fassade eine rhytmische Gliederung, dahinter zurückliegende Putzflächen sind durch vertikale Fensterschlitze aufgelöst. Den südlichen Teil des Hauses nimmt die ehemalige Maschinenhalle ein, deren Kassettendecke vom Dachtragwerk abgehängt ist. Auf halber Höhe ermöglichten verfahrbare Krananlagen Arbeiten an den schweren Maschinen. An der nördlichen Stirnseite waren auf vier Etagen Nebenräume untergebracht. Das Dach mit seinem markanten Polonceau-Tragwerk war bisher ungenutzt.